UAW/AMSP

UAW- AMSP

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) sind ein autochthones Forschungsthema des Klinischen Pharmakologen. Ihre nähere Untersuchung bringt ihn nicht selten in Querstand zu Klinkern und Vertretern der Pharmaindustrie, die das Verhältnis von Nutzen-Risiko-Profit für einzelne Medikamente unter Umständen anders sehen (wollen)

An anderer Stelle
ist schon das Thema der UAW suchterzeugender Stoffe angetönt. Bruno Müller-Oerlinghausen hat sich schon in den 70er Jahren mit der Methodik der Erforschung von UAWs  speziell der Psychopharmaka befasst. (z.B. 62) Und natürlich implizierte seine ebenfalls in dieser Zeit schon beginnende Beschäftigung mit den Wirkungen von Lithium (vgl. Sektor “€žLithium”€) auch verstärktes Interesse an dessen Risikoprofil bzw. an der Optimierung der Sicherheit einer Lithiumlangzeitmedikation. (85; 101; 102; 146; 182; 225; 230646 etc.). Mit Unterstützung des seinerzeitigen BGA und in Kooperation mit der Münchener Universitätsklinik für Psychiatrie, später auch der Göttinger Klinik, wurde 1979 ein ehrgeiziges Projekt zur systematischen Erfassung der UAW stationärer psychiatrischer Patienten ins Leben gerufen, das unter dem Namen AMÜP ( Arzneimittelüberwachung in der Psychiatrie) bald von sich reden machte . (vgl. www.amsp.de) und zu zahlreichen Einzelstudien und Publikationen der beteiligten Kliniken bzw. Mitarbeiter/innen führte. Federführend auf der Berliner Seite war Priv.Doz. Dr.L. Schmidt, später kommissarischer Direktor der psychiatrischen Universitätsklinik Mainz. (Vgl. 137; 174; 176; 179; 187; 188; 197; 210) . Schon bald ergab sich eine engere Zusammenarbeit mit der AkdÄ„ und dem von ihr gemeinsam mit der Bundesoberbehörde  betriebenen Spontanerfassungssystem für UAW.  (Vgl. Sektor ”AkdÄ”€)

Im Rahmen dieses Projektes wurden auch erstmals systematische Daten zur Verschreibungspraxis an deutschen psychiatrischen Kliniken, aber auch in nervenärztlichen Praxen erhoben. (z.B. 157; 168; 248; 268 ) Eine adäquate laufende Erfassung von UAW bei psychiatrischen Patienten , die bislang in keinem anderen Land existiert, erforderte den Aufbau einer neuartigen Methodik, die zunächst auch international nicht zur Verfügung stand und den statistischen Umgang mit sehr großen Datenmengen implizierte. Hier wurde schon innerhalb AMÜP Pionierarbeit geleistet. ( 218; 223; 238 ).

Das AMÜP System wurde nach Auslaufen der zehnjährigen Förderphase in das AMSP System ( Arzneimittelsicherheit in der Psychiatrie e.V. ) übergeführt, an dem sich zahlreiche Kliniken im In-und Ausland und verschiedene pharmazeutische Hersteller beteiligen. Letztere unterstützen AMSP finanziell , sind auch mit ihren Sicherheitsbeauftragten an den regelmäßigen gemeinsamen Diskussionen der beobachtetten UAW Fälle beteiligt, nehmen aber keinen Einfluss auf die schlussendliche Bewertung und Publikation unerwünschter Ereignisse. Vertreter von BfArM und AkdÄ„ sind ebenfalls mit eingebunden. Die Leitung des Projekts lag über viele Jahre in den bewährten Händen von Frau Dr. Renate Grohmann und Prof. Eckart Rüther (München)  und ist jetzt an der MHH in Hannover bei Prof. Bleich und Frau Dr. Toto lokalisiert.

In der Datenbank befinden sich derzeit Daten von ca. 450 000 Patienten. Pro Jahr werden etwa 25.000 Patienten überwacht. An zwei Stichtagen jährlich wird an allen beteiligten Kliniken die gesamte Medikation exakt erfasst. Das ergibt die unschätzbare Möglichkeit , zumindest semiquantitative Aussage zur Häufigkeit einer schweren UAW ( nur solche werden ausgewertet) zu machen, was sonst im normalen Spontanerfassungssystem für UAW nicht möglich ist.

AMSP hat in den vielen Jahren seines Bestehens zur Inzidenz und Charakteristik verschiedenster Organ-UAW zahlreiche, auch für die Bundesbehörde wichtige Beiträge geliefert, ist seit Jahren auf den nervenärztlichen Fachkongressen im In-und Ausland vertreten (z.B. 328; 329; 333; 343; 372 ) und fördert in den beteiligten Kliniken, insbesondere durch die jeweiligen hauptamtlichen Monitore die Kenntnis von und Sensibilität gegenüber UAWs. Dies dürfte zur Sicherheit der dort behandelten Patienten entscheidend beitragen. (z.B. 292628 ). So ergänzen die Berichte von AMSP-Mitarbeitern die allgemeinen Publikationen und amtlichen Bekanntgaben der AkdÄ und des BfArM zu einzelnen Arzneimittelrisiken. (z.B. 465; 471; 474; 476550; 560; 614632 ).

AMSP - Daten 2015_Grohmann

Rüther

Prof. Dr. Eckhart Rüther, Gründungsmitglied AMSP

DSC_0784

Übergabe der AMSP- Leitung von München (Dr. Renate Grohmann) an Hannover, MHH (Prof. Dr. Stefan Bleich und Dr. Sermione Toto)

Prof. Bleich

Prof. Dr. Stefan Bleich, Direktor der Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapei an der MHH

DD-Portrait2011

Dr. Detlef Degner Mitglied AMSP

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