Substanzabhängigkeit

Benzodiazepine und andere suchterzeugende Stoffe.

Der Klinische Pharmakologe hat ein natürliches Interesse an unerwünschten Arzneimittelwirkungen und insbesondere auch an suchterzeugenden Effekten. Über viele Jahre ist dies immer wieder ein Thema für uns gewesen. Am Anfang standen Untersuchungen gemeinsam mit Prof.W. Poser (Göttingen) zur Entdeckung erhöhter Bromid-Blutkonzentrationen aufgrund des Missbrauchs bromharnstoffhaltiger Schlaf-und Beruhigungsmittel, die in den 70er Jahren noch weit verbreitet waren. Über viele Wochen nahmen Wolfgang Poser und ich derartige Substanzen ein, um im Selbstversuch erhöhte Bromidspiegel in uns zu erzeugen und entsprechende Kinetiken zu berechnen. (22; 23; 26; 32; 38; 39; 52) Ein lustiger €žpolitischer Zwischenfall ergab sich, als ich auf dem jährlichen psychopharmakologischen Kongress der Tschechoslowakei unsere Ergebnisse  zur Zeit des kalten Krieges vortrug. Ein Ost-Berliner Kollege erhob sich und meinte, dass es sich bei diesem von mir kritisierten Missbrauch um ein typisches Phänomen kapitalistischer Länder handle; denn in der DDR gäbe es derartige Probleme nicht. Woraufhin die Vorsitzende, Frau Prof. Raskova, eine bekannte, kluge und ob ihrer scharfen Diktion gefürchtete Pharmakologin aus Prag  sagte : “Herr Kollege, danke für Ihren Diskussionsbeitrag. Ich muss sagen: wir in der CSSR haben genau das gleiche Problem, das der Kollege Müller-Oerlinghausen dargestellt hat. Und wollen Sie etwa behaupten, dass Sie und ich in unterschiedlichen politischen Systemen leben?” Der Ost-Berliner Diskutant bekam einen roten Kopf und sagte fürderhin nichts mehr.

Später richtete sich unser diesbezügliches Interesse auf andere Substanzen (86) und selbstverständlich auch auf die Benzodiazepine, die damals noch eine sehr starke Akzeptanz in der Bevölkerung hatten. (181; 201; 255; 261; 280328) , ein Thema, dem sich auch die AkdÄ immer wieder zuwenden musste. (314324; 396; 430) )

Tabakabhängigkeit

Ein spezielles Interesse der AkdÄ galt auch modernen Verfahren zur Nikotinentwöhnung. Hier hat sich insbesondere das langjährige AkdÄ Mitglied Prof. Haustein, Klinischer Pharmakologe in Erfurt, besonders verdient gemacht (596), der auch federführend die entsprechende Therapieempfehlung der AkdÄ zur Entwöhnung von der Tabakabhängigkeit (2001/2010) betreute und ein engagierter und kenntnisreicher Verfechter der Nikotinersatztherapie war. .Er hat dafür 2003 die Ernst-von-Bergmann-Plakette von seiner Landesärztekammer verliehen bekommen.

BMOE_Göttingen_Dr. Poser_Doktorandin Schinke

Göttingen 1968, BMOe, Doktorandin Gunhild Schinke, Dr. Wolfgang Poser

Prof. Haustein

Prof. Dr. med. Olaf Haustein